Nimmt man einen Bonsai aus seiner Schale und pflanzt ihn im Garten in die normale Erde, wird er im Laufe der Zeit zu einem großen Baum heranwachsen. Ein Bonsai ist also keine spezielle Zuchtform, die durch Selektion oder genetische Veränderung klein bleibt.
Das Wachsen in einer Schale hat nur sehr wenig mit dem Kleinhalten des Baumes zu tun. Vielmehr wird das Wachstum des Baumes vor allem durch das Schneiden der Triebe reduziert. Einen gewissen Einfluss auf die Wachstumsbegrenzung hat auch die etwas verminderte Düngung.
Solange die Wurzeln Raum zum Wachsen haben, können die oberirdischen Pflanzenteile gesund wachsen. Ohne Wurzelraum wird die Pflanze krank und stirbt schließlich ab. Der alle ein bis zwei Jahre stattfindende Wurzelschnitt sorgt in der Schale für neuen Wurzelraum und fördert gleichzeitig das Wachstum feiner Wurzeln, die in erster Linie Wasser und Nährsalze aus dem Boden aufnehmen können. Der Wurzelschnitt bringt daher die oberirdischen mit den unterirdischen Baumbereichen zurück ins Gleichgewicht.
Gestaltungstechniken wie der Triebschnitt, die Formkorrektur mithilfe von Draht und der Wurzelschnitt lassen einen Baum im Laufe der Zeit zu einem Bonsai werden. Selbst wenn der Bonsai schon einige hundert Jahre alt ist, sind diese Gestaltungsarbeiten weiterhin unverzichtbar. Regelmäßige Pflegemaßnahmen wie Wässern, Düngen und Schädlingsbekämpfung halten den Bonsai vital.
Stets gilt die Regel: „Tu der Pflanze nicht das an, was du willst, sondern nur das, was für ihre Entwicklung am besten ist. Sieh dich als Partner deines Bonsai und nicht als dessen Beherrscher.“